Sind Glückskekse wirklich eine chinesische Erfindung?

Magazin, 09.04.2014

Über die chinesische Esskultur kursieren zahlreiche Gerüchte und Mythen. Viele davon erscheinen aus westlicher Perspektive fremd. Fragt man einen Europäer nach einem typischen Brauch in der chinesischen Küche erhält man oft die Antwort: Glückskeks. Dies ist nicht verwunderlich – längst ist das kleine, halbmondförmige, in Glanzpapier verpackte Gebäck mit seinen weisen und lustigen Botschaften fester Bestandteil des Besuchs in einem chinesischen Restaurant. Fest steht jedoch, dass Glückskekse in ihrer heutigen Form im asiatischen Raum nahezu unbekannt sind. Woher kommen sie also, die krossen Halbmonde?

Der Mythos: Mondkekse als Ursprung des heutigen Glückskeks
Eine chinesische Legende besagt, dass die Geschichte der Glückskekse bis ins 14. Jahrhundert zurückgeht. Bereits früh in der chinesischen Geschichte wurden Mondkuchen zu vielen Anlässen serviert. Während der Besetzung Chinas durch die Mongolei nutzte Chu Yuan Chang, ein patriotischer Revolutionär, die Teigwaren zur Übermittlung geheimer Nachrichten an die Chinesen um einen Volksauftand in den besetzten Städten zu organisieren. Nach dem erfolgreichen Aufstand wurde die Tradition, Botschaften in Kekse einzubacken immer populärer und die in ihnen übermittelten Weisheiten und Sprüche immer kreativer. „Es ist dementsprechend nicht auszuschließen, dass Mondkuchen zur Entwicklung der Glückskekse beigetragen haben. Ihre Form und Zubereitungsweise unterscheidet sich jedoch gänzlich von dem uns bekannten Gebäck“, so Mary-Ann Kwong, Inhaberin des Dim Sum Restaurants im Hamburger Stadtteil St. Georg.

Die Realität: Die Erfindung des Glückskeks in den USA
Die heutzutage bekannten halbmondförmigen Backwaren und deren Verwendung als „Dessert“ stammen ursprünglich aus den USA. Zwar existieren immer noch verschiedene Varianten der Herkunft, meist hat sich jedoch die Version eines japanischen Einwanderers in die  Vereinigten Staaten durchgesetzt: Makato Hagiwara begann 1909, den Gästen seines japanischen Teegartens in San Francisco Kekse mit Nachrichten mit auf den Heimweg zu geben. Einen hohen Bekanntheitsgrad erlangten die  Glückskekse jedoch  durch  den  in  den  USA  lebenden  Chinesen  David  Jung. Dieser erkannte das Potential der Glückskekse und begann 191 mit der Massenproduktion. 

Die Zubereitung war jedoch nach wie vor mühsam: Die Kekse wurden mit Hilfe von Essstäbchen geformt und gefaltet. 1964 begann die maschinelle Herstellung des Gebäcks, welche sich Dank der Erfindung der Glückskeks-Faltmaschine weiter ausweitete. Heutzutage verschifft die Wonton Food Inc., der weltweit größte Produzent der Glückskekse aus Queens, mehr als 60 Millionen Cookies monatlich. „Nach China kamen die Kekse in ihrer in westlichen Kulturen bekannten Form erst in den Neunzigern und wurden dort als zu amerikanisch abgelehnt. Die Durchsetzung einer süßen Nachspeise in China ist zudem sehr schwierig, da es in der chinesischen Küche statt süßen Nachspeisen meist eine Suppe gibt. Meinem Mann und mir gefällt es jedoch gut, die Botschaften der Kekse zu entdecken – auch wenn bei uns im Restaurant keine Glückskekse angeboten werden, da diese nicht zur kulinarischen Tradition Chinas gehören“, so Kwong.

Über das Dim Sum Haus:
Es ist das älteste noch bestehende, chinesische Restaurant in Hamburg. Seit 1964 gibt es das kleine Lokal im Herzen St. Georgs, das bereits in dritter Generation von Familie Kwong geführt wird. Vier Spezialitätenköche aus China sind in der Küche des Hauses tätig, um die kulinarische Tradition des Landes zu wahren und die authentische Zubereitung der Gerichte zu gewährleisten – das wird nicht nur von den in Hamburg lebenden Chinesen, sondern auch von Promis und Staatsoberhäuptern geschätzt. 

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Dim Sum Staebchen
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